Preaload Image

Die Situation in Polen für lesbische Menschen

Lesbische Frauen in Polen haben es mehrfach schwer, gesehen und akzeptiert zu werden.

Während bis 1989 Frauen in technischen Berufen arbeiten und abtreiben dürfen, wandelt sich mit der Unabhängigkeit auch die Regierung und Polen wird ein von stark-katholischen Idealen geprägtes Land. Es wird ein veraltetes, diskriminierendes Frauenbild verbreitet, bei dem die Frau als Hausfrau gesehen wird und deutlich weniger Rechte zugestanden bekommt. Beispielsweise kommt es erst 2021 zu einer gerichtlichen Entscheidung, die das eh schon restriktive Abtreibungsgesetz noch verschärft. Frauen dürfen demnach auch dann nicht abtreiben, wenn der Fötus nicht lebensfähig ist. Frauen wird in Polen somit die körperliche Selbstbestimmung mehr und mehr abgesprochen.

Lesben, also homosexuelle Frauen, sind zudem nicht nur in ihrer Rolle als Frau generell diskriminiert, sondern werden zudem auf rechtlichen und gesellschaftlichen Ebenen vor allem auch wegen ihrer Homosexualität diskriminiert. Für homosexuelle Paare gibt es keine Möglichkeit legal zu heiraten oder eine Partnerschaft offiziell anerkennen zu lassen. Sie dürfen keine Kinder adoptieren und es bekommen nur verheiratete Hetero-Paare - das seit 2015 eingeführte - Kindergeld. Das Gesundheitssystem bietet Patient*innen zudem keinen ausreichenden Schutz vor ungleicher Behandlung aufgrund der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität oder sexueller Merkmale. Es gibt stattdessen immer noch legal arbeitende "Heiler", die versprechen, Menschen von ihrer Homosexualität zu befreien durch eine sogenannte „conversion therapy“ (engl. für Konversionstherapie). Es gibt für Homosexuelle zudem keine Möglichkeit legal gegen Hassreden oder Diskriminierung vorzugehen. Polizist*innen und Offizielle können ihre Macht ausnutzen, brutalst gegen LGBTIQ*-Aktivist*innen vorgehen und werden dafür nicht bestraft oder zur Verantwortung gezogen. Stattdessen können LGBTIQ*-Aktivist*innen unter dem Vorwand der „Pädophilie“ bis zu drei Jahre ins Gefängnis gesteckt werden.

Anmerkung: Aufklärungsarbeit über Diversität und die LGBTIQ*-Szene wird als Angriff auf die heteronormative ideale Familie gesehen und als pädophiler Akt gegen deren Kinder.

Die Gender-Ideologie der Regierung macht deutlich, dass die Familie bestehend aus Mann, Frau und Kind(ern) als das "heilige Bild" gesehen wird und versucht, Frauen in alte Rollenbilder zu drängen. LGBTIQ*-Menschen - somit auch Lesben - die nicht in dieses heteronormative Bild einer perfekten Familie passen werden von der extrem konservativen Regierung, deren Anhängern, sowie den Medien als „Böses", "vom Westen importiertes", "Monster, Terrorist*innen und Zerstörer*innen der Hetero-Kleinfamilie“ bezeichnet.

In den Medien wird sich meist nicht ausreichend mit den richtigen Bezeichnungen für Menschen in der LGBTIQ*-Szene auseinandergesetzt, sodass Lesben teilweise als „schwule Frauen“ bezeichnet werden. Dies zeigt zum einen deutlich die Ignoranz gegenüber homosexuellen Personen in Polen, zum anderen kommt es hierdurch zu einer klaren Reduzierung der Frau als minderwertigen Teil des Männlichen.

Problematisch ist zudem, dass die Präsenz von offen lesbischen Frauen in Polen noch sehr gering ist. Es outen sich zwar regelmäßig bekannte Frauen aus Medien, Radio oder auch Journalismus, jedoch werden sie häufig ignoriert, verleumdet und ihnen ihre Identität abgesprochen. Somit gibt es in Wirklichkeit nur wenig lesbische Aktivistinnen in Polen, obwohl es nach Außenhin mehr scheint.

„Dafür, dass wir so wenige sind, haben wir gigantischen Einfluss.“ (homosexuelle Aktivistin in Magda Wystubs Film "Yes, we are")

Es muss also noch viel mehr für die Szene in Polen getan werden. Denn anstelle des langsamen akzeptieren der LGBTIQ*-Szene, denkt die polnische Regierung rückschrittlich. Seit der Wahl von Andrzej Duda 2020 werden die Maßnahmen gegenüber LGBTIQ*-Menschen schlimmer, ihr Leben immer weiter eingeschränkt und versucht, sie aus der Gesellschaft zu verdrängen. Um weiterhin davon zu erfahren, wie der Stand der Dinge in Polen ist, könnt ihr z.B. unserer Kampagne mit Fundacja Równość folgen. Die Gruppe Stop Bzdurom (Stoppt den Bullshit) gründete sich 2019, um gegen einen allgemeinen rechten Backslash und für eine queer-freundliche und feministische Gesellschaft in Polen zu kämpfen. Außerdem könnt ihr die Frauen, Lesben und die LGBTIQ*-Szene in Polen unterstützen. Teilt Beiträge zur Aufklärung über die Situation in Polen. Unterstützt Aktivist*innen, die sich in Polen zu dem Thema stark machen. Werdet politisch laut und aktiv und teilt mit, dass Entscheidungen und Maßnahmen, wie sie die polnische Regierung gerade vollzieht, entgegen der Menschenrechte und den Zielen der EU sind.

Enough is Enough Team